„Bernarda Albas Haus“

„Bernarda Albas Haus“

von Federico Garcia Lorca
Premiere 1.03.2002 im Kulturhaus abraxas / Augsburg
Theater – Film – Tanz

Regie und Choreographie: Marcelo Santos
Dramaturgie und Kamera:
Steffen Izsak

Dona Bernarda ist eine hochmütige Frau, ihre fünf Töchter lieben sie nicht. Abgeschlossen von der Außenwelt müssen sie um den Tod des Vaters trauern. Es gibt die Hoffnung auf Veränderung, auf Liebe, auf Wahrheit, doch im Wege steht Bernarda, die das Gesetz ist und die alte Ordnung, die sie unerbittlich verficht. Gefühl und Glück sind keine Vorstellungen ihres Denkens. Bernarda kennt nur Ehre. Der untadelige Ruf ihres Hauses ist ihr höchstes Ziel, dem sie bedenkenlos auch das Glück ihrer Töchter zu opfern bereit ist. Bernarda ist jedoch nicht situationsbedingt böse, sondern Vertreterin einer menschenverachtenden, starren, religiösen und familiärer Tradition.

Jahre der Einsamkeit und Gefühlskälte stehen bevor. Allein an der Aussteuer dürfen die Töchter arbeiten, für eine Hochzeit, die nie stattfinden wird, denn nur die älteste Tochter ist wegen des vom ersten Vater geerbten Geldes in der Lage, standesgemäß zu heiraten.
Pepe el Romano, dieser einzige Bräutigam, zieht all die Lebenskraft und ihre Sehnsüchte der Töchter auf sich. Er tritt nie in Erscheinung und entfacht als Abwesender ein stärkeres Begehren als der körperlich Anwesende.

Keine gönnt ihn der anderen, sie kontrollieren und belauschen einander und suchen eine Ausflucht für ihre eigenen Lebenswünsche.

Aus den Verboten des Redens, Träumens und Liebens aber erwächst eine maßlose Sehnsucht des ungelebten Lebens. Nur Bernardas Mutter, im Alter wunderlich geworden, lebt auf absurde Weise die verdrängten Wünsche aller aus und nennt die Dinge beim Namen.
Adela die jüngste Tochter bricht schließlich aus der vorgeschriebenen Ordnung aus.

„Bernarda Albas Haus“ beendete Frederico Garcia Lorca, als sein letztes dramatisches Werk, wenige Wochen vor seiner Ermordung durch die spanischen Faschisten. Lorca zeichnet Psychogramme von Frauengestalten, die zum Nachdenken über Frauen und Macht – Frauen und Sexualität – Frauen und Freiheit anregen.

Die Verschmelzung von Sprechtheater, Tanz und Film macht diese Produktion neu und einzigartig. Die Präsenz der Darsteller auf der Bühne, die fließenden Übergänge der Handlung in dem Film, der in Andalusien gedreht wurde und auf einer großen Leinwand zu sehen ist, erzeugen Bilder, welche den Zuschauer die Gefühle, Sehnsüchte aber auch die Hitze Spaniens spüren lassen. Ein besonderes Erlebnis wird so geschaffen. Dies ermöglicht, in eine fremde Welt einzutauchen und regt gleichzeitig an, Verbindungen zur eigenen zu schaffen.

An dem Tag, an dem man aufhört, gegen seine Instinkte zu kämpfen, hat man gelernt zu leben.“ Federico Garcia Lorca

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